Was ist Ninjutsu?
Oft wird Ninjutsu als eigenständige Kampfkunst bezeichnet – tatsächlich ist es jedoch weitaus komplexer. „Das“ Ninjutsu als einheitliche Schule hat es nie gegeben. Vielmehr entwickelte sich Ninjutsu aus zahlreichen traditionellen Ryu-Ha (Schultraditionen), die ihren Ursprung in den Regionen Iga und Koga in Japan haben. Jede dieser Schulen hatte eigene Schwerpunkte und Methoden. Einige wurden explizit als Ninjutsu-Stile bezeichnet, andere integrierten Elemente des Ninpo, ohne dies namentlich kenntlich zu machen.
Das heute bekannte Bujinkan-System vereint mindestens neun dieser traditionellen Ryu-Ha. Aus Gründen der Einfachheit – und wegen der internationalen Bekanntheit des Begriffs – wird auch das Bujinkan häufig unter dem Namen „Ninjutsu“ zusammengefasst.
Die Wurzeln der Ryu-Ha
Die Ryu-Ha sind klassische japanische Kriegskünste, deren Geschichte mehr als 900 Jahre zurückreicht. Einige ihrer Grundlagen reichen sogar noch weiter in die Vergangenheit. Ihre Faszination liegt nicht nur in der kämpferischen Vielfalt, sondern auch in ihrem geheimnisvollen Ursprung: Diese Lehren galten über Jahrhunderte als geheimes Wissen der Ninja – verborgen, elitär und nur wenigen zugänglich.
Die Vielseitigkeit des Ninjutsu
Ninjutsu ist weit mehr als bloßer Kampf. Es ist ein ganzheitliches System, das Strategie, Bewegung, Tarnung, Überlebenstechniken und natürlich den bewaffneten wie unbewaffneten Kampf umfasst. In der Praxis wird heute oft der kampforientierte Teil unterrichtet – doch das vollständige System ist deutlich umfassender.
Ein zentrales Prinzip: Jeder Gegenstand – ob Waffe oder Alltagsobjekt – kann in den Händen eines geschulten Ninjutsu-Praktizierenden zu einem effektiven Werkzeug werden.
Ninjutsu – Mehr als nur Kampfkunst
Ninjutsu ist weit mehr als nur körperliches Training – es ist eine ganzheitliche Disziplin, die Körper, Geist und Intuition schult. Ein zentrales Element ist die Entwicklung aller sechs Sinne. Der sogenannte „sechste Sinn“ wird besonders eindrucksvoll im Sakki-Test, der Prüfung zum fünften Dan, unter Beweis gestellt: Dabei steht der Großmeister mit erhobenem Schwert hinter dem knienden Prüfling und führt ohne Vorzeichen einen gezielten Schlag aus. Ziel ist es, die feindliche Absicht instinktiv zu spüren und im entscheidenden Moment auszuweichen. Aus Sicherheitsgründen kommt heute anstelle eines echten Schwertes ein Shinai (Bambusschwert) zum Einsatz.
Doch Ninjutsu endet nicht auf der Matte. Es beinhaltet auch tiefgehendes Wissen über die japanische Geschichte sowie anthropologische Zusammenhänge. Dieses Wissen hilft, die Techniken nicht nur korrekt auszuführen, sondern auch an unterschiedliche Situationen und Kulturen anzupassen.
Die Prinzipien des Ninjutsu haben sich über Jahrhunderte kaum verändert. Ob traditionell oder modern – im Kern geht es immer darum, mit Intuition, Gefühl und Kreativität das zu nutzen, was in der jeweiligen Situation nötig ist. So wird Ninjutsu zu einem Werkzeug, um sich selbst und andere zu schützen – selbst in herausfordernden oder feindlichen Umgebungen.
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